Nach der ausgiebigen Nutzung – die Renaturierung

19.04.2021

Renaturierungen werden immer beliebter. Sowohl der Staat, als auch Landschaftsarchitekten widmen sich zunehmend nachhaltigen Vorhaben und starten spannende Projekte. Neben dem Schutz von Artenvielfalt und Biodiversität stehen vorwiegend die Bekämpfung klimaschädlicher Folgen im Vordergrund. 

Schweizer Flüsse mehrheitlich in künstlichem Gewässerbett

Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU), das dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) unterstellt ist, sind die Schweizer Gewässer jene Lebensräume, die sich am meisten von ihrem natürlichen Zustand entfernt haben. Um sich vor Hochwasser zu schützen, Land für die Landwirtschaft zu gewinnen oder einfach die Wasserkraft zu nutzen, begannen die Menschen seit dem 18. Jahrhundert die Flüsse zu begradigen und zu kanalisieren. Heute fliesst in der Schweiz kaum mehr ein Fluss in seinem ursprünglichen Bett. 

Um Auengebiete und geeigneten Lebensraum für Tiere und Pflanzen wieder zu schaffen, aber auch um konstante Fischbestände sowie einen besseren Hochwasserschutz zu gewährleisten, verfolgt der Bund ein ambitioniertes Ziel. Er will bis 2090 annähernd 4’000 Kilometer Gewässer aus dem verbauten Korsett befreien und sie in ihren natürlichen Zustand zurück versetzen. 

Dieses ambitionierte Projekt ist eine typische Renaturierungsmassnahme. Unter Renaturierung wird die Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen verstanden, die von Menschen künstlich verändert und genutzt wurden. Die Renaturierung ist in der Schweiz nicht nur Sache des Bundes, sondern gewinnt in der Landschaftsarchitektur zunehmend an Popularität. 

Renaturierung tragen zum Klimaschutz bei

Renaturierungsprojekte zielen nicht nur auf die Wiederherstellung der natürlichen Gewässerverläufe, sondern kümmern sich auch um landwirtschaftliche Flächen, durch Bergbau verwüstete Landschaften oder verlassene Industrie- und Infrastrukturgelände. 

Zu den schwierigsten und zeitaufwendigsten Projekten gehören die Renaturierungen von Moorgebieten. Um diese Ökosysteme zu renaturieren und einen moortypischen Wasserhaushalt wieder herzustellen, muss der Wasserstand durch Massnahmen der Wiedervernässung erhöht werden. 

Moorrenaturierungen eignen sich insbesondere um den Klimaschutz zu verbessern. Während trockengelegte Moore enorm viele Treibhausgase ausstossen, können nasse Moore so viel Kohlenstoff lagern, dass sie zu den weltweit bedeutendsten Kohlenstoff-Speichern gehören. Die Wiedervernässung von Mooren kann die Zersetzungsprozesse der Pflanzenteile im Torf stoppen und somit die Quelle der Entstehung des Kohlenstoffdioxids besiegeln. 

Die Bedeutung der Renaturierungen für die Zukunft

Heute besitzen Renaturierungen einen solch hohen sozio-ökologischen Stellenwert, dass seit dem Ende der 1980er-Jahren ein ganzes Wissenschaftsfeld hervorgerufen wurde: die Renaturierungsökologie. Diese wissenschaftliche Disziplin beschäftigt sich mit all denjenigen Massnahmen, die das Potenzial haben, vom Menschen geschädigte und gestörte Ökosysteme in einen vor-anthropogenen, natürlichen Zustand zurück zu versetzen.

Renaturierungen werden in Zukunft immer häufiger umgesetzt werden. Trotz finanziellem Aufwand bieten diese Massnahmen zahlreiche Vorteile, sodass sie zunehmend auch zu den täglichen Aufgabenfeldern von Landschaftsarchitekten gehören.
Nach der ausgiebigen Nutzung – die Renaturierung